Etwas angespannt und doch nachdenklich sitzt sie an dem bescheiden gedeckten Tisch, leckt ihren Zeigefinger ab, um die letzten Krümel von Teller und Tischplatte aufzulesen und starrt kleine Löcher in die Luft, die durch die weit aufgerissenen Fenster strömt, während sie den Finger in den Mund nimmt. Sie wirkt starr und unbeweglich, doch ist sie innerlich nervös und rast gedanklich unaufhörlich in ihrem Käfig umher, wie ein Tier, dem in seiner Gefangenschaft zu lange keine Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Als sie es nicht mehr länger aushält, schiebt sie den Stuhl vorsichtig nach hinten, steht langsam auf und sieht sich genau um, als würde sie jemanden oder etwas wittern. Behutsam, ohne ein Geräusch verursachen zu wollen, nimmt sie ihren Teller und bringt ihn auf Zehenspitzen in die Küche. Auf dem Weg dorthin, kann sie der Versuchung nicht widerstehen, flüchtig und doch sanft ihren Staubsauger zu streicheln, der mit kaum hörbarem Gurren des Schlauches antwortet. Am Spülbecken angekommen, liebäugelt sie mit Schwamm, Lappen und Topfkratzer, verbietet es sich aber streng, einen davon anzufassen, riecht stattdessen wie zufällig am Geschirrtuch, bevor sie wieder auf die Jagd geht.
In leicht gebückter Haltung streift sie geräuschlos durch die Wohnung, kennt die Stellen auswendig, die sie nicht betreten darf, wenn sie das Knarren der Dielen vermeiden will. Verhalten sieht sie hinter den Türen nach, guckt unter den Tisch, hinter das Sofa, fühlt sich geneigt, den Teppich anzuheben – bis sie endlich erblickt, wonach sie gesucht hat. Wie eine Katze lauert sie erstarrt in freudiger Erregung mit geweiteten Pupillen, steht kurz vor dem Absprung. Das Objekt der Begierde wirbelt unbeschwert im Windhauch umher, sucht sich einen Weg, direkt in das Badezimmer. Auswegslose Wahl, gibt es doch keine Fluchtmöglichkeit in diesem kahlen Raum.
Um das Spiel noch spannender zu gestalten, hält sie einen Moment inne, bevor sie den Vorsprung eilig aufholt, die Tür mit einem aufschreckenden Knall schließt und damit den Startschuss gibt, für die Hetzjagd auf den wenigen Quadratmetern, die zur Falle der Beute werden. Mit leicht zusammengekniffenen Augen versucht sie nun ihr Opfer aufzuspüren, welches sich offensichtlich im schummrigen Licht versteckt hat. Zögerlich streckt sie ihren Arm von sich, um den Wäschekorb beiseite zu schieben und wird dort -wie erwartet- fündig und schnappt wie eine Schlange reflexartig zu.
Triumphierend richtet sie sich auf, ihre Eroberung zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger geklemmt, bestaunt und inspiziert ihren Mitspieler noch einige Sekunden, bevor sie die Wollmaus schließlich genüsslich in den Mund steckt und sich zufrieden kauend im Wandspiegel betrachtet. Einen Fussel von der Schulter schnippend, lächelt sie sich selbst bedeutsam zu und macht sich völlig entspannt wieder daran, ihre alltäglichen Aufgaben zu bewältigen.


IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIHHH!
Alleine die Abbildung dieser haarverseuchten Fusselbollen macht das ganze noch schlimmer.
Alle mal weg hier!!! – Hier lauert das morgellon’sche Syndrom – http://www.scabies-morgellons.de/