Superbia: Hochmut, Eitelkeit, Stolz, Übermut
Avaritia: Geiz, Habgier
Luxuria: Wollust, Ausschweifung, Genusssucht
Ira: Zorn, Rachsucht, Vergeltung, Wut
Gula: Völlerei, Gefräßigkeit, Maßlosigkeit, Selbstsucht
Invidia: Neid, Eifersucht, Missgunst
Acedia: Faulheit, Feigheit, Ignoranz, Trägheit des Herzens
Lächelnd bindet mir der attraktive Kerl an der Kasse ein Bändchen um das Handgelenk und wünscht mir mit einem kecken Zwinkern viel Spaß. Ich fühle mich unheimlich sexy und stolziere auf schmalen Absätzen davon, im Wissen, dass er mir hinterher sieht. SUPERBIA!
Ich verschaffe mir einen Überblick und lege mir gedanklich eine Route durch den abgedunkelten Saal fest, um ja nichts zu verpassen. Ein sehr schönes Ambiente, rhythmische Hintergrundmusik schallt aus den Lautsprechern, ein angenehmer Duft liegt in der Luft. Ich versuche alles aufzusaugen, was sich meinen Sinnen bietet. GULA!
Die ersten Tische sind uninteressant, zeigen mir nichts Neues und halten nur die Sorte Menschen auf, die mich nicht im Entferntesten reizen. Schon in der zweiten Reihe entdecke ich zwischen den Raumpfeilern ein paar nette Spielzeuge, die mir gefallen könnten. Daneben ein Piercing-Stand, der hauptsächlich für Intimschmuck wirbt. Das Paar hinter den Vitrinen trägt einige Ringe und Stecker im Gesicht und schätzungsweise nicht nur dort. Ich finde sie beide auf ihre Art sehr attraktiv, lächle ihnen zu und gehe weiter. ACEDIA!
Ein Stand mit kleinen Fläschchen erregt meine Aufmerksamkeit. Von Massageölen bis Gleitgel in diversen Geschmacksrichtungen ist alles vorhanden. Mir wird ein Rabatt-Gutschein in die Hand gedrückt, doch ich vertröste auf einen späteren Kauf. Einige Meter weiter sehe ich Kerzen in diversen Formen, Farben und Größen, wundere mich über die horrenden Preise. Der Mann hinter dem Tresen scheint meine Gedanken lesen zu können und erklärt, dass es besondere Kerzen seien. Wie besonders, könne ich mir in einigen Minuten auf der kleinen Bühne ansehen. AVARITIA!
Ich folge seinem Fingerzeig, lehne mich seitlich des Schauplatzes an einen Barhocker und kippe den Sekt, der mir freundlich überreicht wird, in einem Zug hinunter. Mich hinzusetzen, wäre in dem kurzen Rock und den hohen Absätzen nicht sehr klug. Ich nehme mir ein weiteres Glas und spüre schon, wie mir die Hitze ins Gesicht steigt. GULA!
Die Hintergrundmusik wird von mitreißenden, lauten Klängen abgelöst, zwei halbnackte Schönlinge in ansehnlicher Statur, tragen einen bedeckten Käfig auf den Rand der Bühne und verlassen diese sofort wieder. Dafür tritt nun ein schwarzgekleideter und nicht weniger interessanter Mann ins Scheinwerferlicht. Seine ernsten, beinahe bösen Gesichtszüge machen mich irgendwie an. LUXURIA!
Ohne ein Wort zu sprechen, zieht er am schwarzen Tuch, wirft es hinter die Bühne und präsentiert damit eine zusammengekauerte Frau, deren Haut sich gegen die Gitterstäbe presst. Der Mann öffnet ihren Zwinger und reicht ihr seine Hand. Sie ist schlank und blass, trägt rotgefärbtes, schulterlanges Haar und unschuldig weiße Unterwäsche, die irgendwie nicht zu ihrer Erscheinung mit der Tätowierung -die von der rechten Schulter, über die Rippenbögen an der Seite entlang bis zu ihrem Schenkel reicht-, dafür aber zu ihrer Körperhaltung passt. Den Blick hält sie starr auf den Boden gerichtet, den Kopf demütig gesenkt. Sie ist sehr schön. INVIDIA!
Ich mustere die Gesichter und Reaktionen des gemischten Publikums, verfolge ihre lüsternen Augen, wie sie die Frau auf der Bühne restlos ausziehen wollen. Nur ein Augenpaar beugt sich meinem Blick entgegen und tastet mich ab. Appetitlich, wie er sich gegen einen der Pfeiler lehnt und mir noch immer standhält. Mein Rock wird feucht. Die blöde Kuh direkt neben mir, schüttet mir ihren Sekt über. Sie entschuldigt sich und reicht mir ein Taschentuch aus ihrem Nuttentäschchen. Der interessierte Blick des Pfeilerkerls wandelt sich in einen leicht amüsierten. IRA!
Es wird still, als das Klatschen der ersten Schläge auf nackte Haut ertönt und mit ihnen ein wimmerndes Stöhnen. Hand- und Fußgelenke der rothaarigen Frau sind mittlerweile an einem Konstrukt aus dicken Lederriemen und glänzendem Stahl festgezurrt und halten sie somit in einer bewegungsunfähigen, breitbeinigen Position. Sie wirkt beinahe apathisch, während sie geknebelt wird. Der schwarzgekleidete Mann wird zu ihrem Peiniger, oder ihrem Meister, wie man es sehen will. Ich bin mir nicht sicher, welche der Rollen mir besser gefällt. LUXURIA!
Ich trinke meinen Sekt aus, stelle das Glas ab und sehe, wie mich der Pfeilerkerl schon wieder, oder noch immer ansieht. Er lächelt nicht, zeigt jedoch definitiv Interesse an meinen Beinen. Allgemein scheine ich momentan alles zu sein, was seine Aufmerksamkeit fesseln kann. Fragt sich nur wer von uns Hase und wer der Jäger ist. SUPERBIA!
Rote Striemen zeichnen ihre weiße Haut, als er ihr gewaltvoll den BH vom Körper reißt. Er saugt an ihren Brustwarzen und klemmt kurz darauf kleine Gewichte daran, die bei jedem Schnalzen des dicken Lederriemens auf ihrer gesamten Rückseite, hin und her baumeln. Ihr Gesicht und die geknebelte Stimme zeichnen deutlichen Schmerz, aber auch Lust ab. An ihrer Stelle würde ich zurückschlagen wollen. IRA!
Er schiebt ihren Slip beiseite und fährt einmal kurz über ihre Schamlippen; zeigt dem Publikum alles, was zuvor verhüllt war. Noch bevor sie die Berührung genießen oder ihn für die Zurschaustellung hassen kann, versenkt er mit einem gewaltsamen Stoß zwei Finger in ihr. Als er sich ihr wieder entzieht und seine Finger ableckt, beugt sie sich ihm willig entgegen, so gut es ihre Position zulässt. LUXURIA!
Nach den typischen Eiswürfel- und Wachsspielchen kommt nun auch ein Vibrator zum Einsatz, der die rothaarige nicht nur zu heftigerem Stöhnen, sondern auch zu einem Muskelzucken bewegt, als könne sie ihr eigenes Gewicht nicht mehr auf den wackeligen Beinen halten. Es reizt mich zu sehen, wie gerne er sie quält, ohne Anstalten zu machen sie bald zu erlösen. INVIDIA!
Möglichst unauffällig sehe ich mich erneut um, doch der Pfeilermann scheint verschwunden zu sein. Schade, er gefiel mir irgendwie. Ich gönne mir ein drittes Glas Sekt, wofür ich einen bösen Blick der Dame mit dem Tablett ernte. Sie lässt mich völlig kalt, der heutige Abend gehört mir. GULA!
Bevor auch meine Beine nachgeben, flaniere ich weiter durch den im hinteren Bereich nur noch mit Wandfackeln beleuchteten Saal. Auf einem Podest steht eine Bauchtänzerin mit einer großen Schlange um ihren Körper, einige Meter weiter ein muskelbepackter Feuerakrobat, an einer Ecke ein knutschendes Pärchen direkt vor einem großen schwarzen Vorhang. Als ich auf den Vorhang zugehe, spricht mich das Pärchen an, ob ich mitmachen wolle. ACEDIA!
Hinter dem Vorhang eine noch spärlichere Beleuchtung, an die sich meine Augen erst gewöhnen müssen. Erotik liegt in der Luft, einige Matratzen samt nackter Körper auf dem Boden. Sie scheinen mich nicht wahrzunehmen und ich kann still beobachten, was sich mir darbietet. Wie aus dem Nichts, spüre ich warmen Atem auf meinem Nacken. Ohne mich umzusehen, glaube ich zu wissen, wem das Gesicht gehört, welches meiner Haut immer näher kommt. Er riecht gut. LUXURIA!
Während sich vor mir die Leiber ausgiebig und hingebungsvoll miteinander beschäftigen, pressen mich nun starke Arme an einen schlanken Körper, der genauso erregt zu sein scheint, wie mein eigener. Er sagt kein Wort, schiebt eine Hand fordernd unter meinen Rock und erfreut sich spürbar an der fehlenden Unterwäsche. Seine gesamte Aufmerksamkeit gehört nun wieder mir, indessen er mein Spreizen der Beine richtig deutet. SUPERBIA!
Er hat sich stark unter Kontrolle, als ich nach hinten greife, um seine Hose zu öffnen. Kurz darauf steuert er meinen Oberkörper nach vorn und dringt rückartig und zielsicher in mich ein. Die Hand um meine Kehle gelegt, drückt er meinen Kopf nun gegen seine Schulter, küsst mich hart vom Ohr bis zum Nacken, während sein Becken wie mechanisch unaufhörlich zustößt. Ich genieße den Schmerz und überlasse ihm die Führung, hält er mich sowieso in solch festem Griff, dass ich keine andere Wahl habe, ohne mich von ihm lösen zu müssen. LUXURIA!
Plötzlich überkommt mich ein enormer Hustenreiz und eine Nässe, die ich nicht definieren kann, rinnt zwischen meinen Brüsten hinab, durchtränkt langsam meine Kleidung. Panik befällt mich. Er hält meinen Mund gewaltsam zu und stößt immer weiter, während ich meine Fingernägel mit aller Kraft in seine Arme kralle und sich mein Rachen mit metallischer Flüssigkeit füllt. Ich will sie ausspucken, doch er lässt es nicht zu, packt mich nur noch fester. Mir wird schlecht, habe keine Kraft mich zu wehren, japse nach Luft. IRA!
Er kommt und lässt Sekunden später von mir ab. Unsanft knalle ich auf den Boden und sehe mit verschwommenem Blick, wie er einen metallenen Gegenstand abwischt und ohne einen Blick zurück, hinter dem Vorhang verschwindet. Ich will schreien, bekomme keinen Ton heraus, kann mich nicht bewegen, bekomme keine Luft, alles dreht sich…..
