Götter, Wetter, Sesamstraße

Die kleine Emma, gerade mal 5 Jahre alt, machte sich schon große Gedanken über die Welt. Oft überlegte sie sich, welche Rolle sie in der Welt einnimmt und welche Rolle die Welt überhaupt spielt. Sie blickte mit ihren blauen Kulleraugen in den Himmel und stellte sich einen Gott vor. Einen sehr mächtigen und flauschigen Gott in lila. Er kam Samson aus der Sesamstraße verblüffend nah, was vielleicht am von den Eltern ausgewählten Fernsehprogramm lag. Groß, zottelig, kräftig und bestechlich wie das Krümelmonster, entschied dieser der Phantasie entsprungene Gott, über Gut und Böse. Wenn man ihm ein paar Kekse schenkt und sich lieb an sein weiches Fell kuschelt, kann man ihn milde stimmen und er schimpft nicht, wenn man das Zimmer nicht aufräumen mag. Funktionierte schließlich bei Papa auch meistens. So stellte sich Emma ihre heile Welt vor.

Bis sie traurig feststellen musste, dass es die Zahnfee gar nicht gibt. Sie hatte ihren Papa dabei erwischt, wie er Geld unter ihr Kopfkissen legte und dafür den Milchzahn nahm. Sie sprang sauer und enttäuscht auf seinen Rücken und prügelte mit den Kinderfäusten weinend auf die Schultern ein. Ihm schien es nicht viel auszumachen, ihr brach es den Glauben an die gute Fee. Und im selben Zug kam sie zu dem Entschluss, dass es Gott in dem Fall auch nicht geben kann und dass alles nur immer der Papa macht. Er war ja schließlich auch im Kindergarten jährlich der Nikolaus unter dem viel zu großen Kostüm und als Sankt Martin auf dem Pferd erkannte sie ihn auch. Es war schließlich ihr Pferd, auf dem er ritt. Trotzdem oder gerade deswegen, war Papa der Größte in ihren Augen.

Aber die vielen großen Aufgaben konnte ein Mann alleine doch gar nicht bewältigen. Also kam Emma auf die Idee, er müsse viele kleine Helfer haben. Sie beschloss, dass es für jedes Themengebiet einen Gott geben muss und Papa ein Auge darauf hat, dass alles funktioniert.
Ein Gott der sich um die Familie kümmert, einer für die Freundschaften, einer für das Essen und Trinken, einer für die Tiere, einer für das Wetter, einer für die Pflanzen, die Gesundheit, das Geld, den Urlaub, die Träume in der Nacht und einer für die Spielsachen. Es gab bestimmt noch sehr viele Götter mehr in Emmas Vorstellung, aber sie beschränkte sich vorerst auf die für sie Wichtigsten.

Ein paar Jahre später, musste sie feststellen, dass sie immer wieder mal von der Leistung der vielen Götter enttäuscht wurde und nicht alles so gut klappt, wie sie sich das vorstellte. Vielleicht nahm Papa seine Berufung nicht so ernst, oder die Phantasie konnte so doch nicht ganz stimmen. Erneut machte sie sich Gedanken darüber, wer wohl alles bestimmt und in die richtigen Wege leitet. Was war das Mächtigste, das Emma kannte? Ihr fiel nur eines ein.
Das Wetter! Das Wetter beeinflusst schließlich nicht nur Emmas Laune, sondern auch die Fahrt zur Schule (Bus oder Rad), das Hitzefrei, die allgemeine Freizeitgestaltung, den Wachstum der Natur und das Sterben unzähliger Lebewesen durch Naturkatastrophen. Und eben jene sind schließlich auch nichts anderes als Wetter. Also wurde ihr klar, dass das Wetter so mächtig ist, dass es göttlich sein muss! Somit waren Emmas neue Götter geboren. Dieses Mal in Gestalt von Sonne (Hauptgott) und (den Kindern) Wind, Regen, Schnee, Nebel und Hagel.

Irgendwann folgten Jahre der Orientierungslosigkeit. Emma war zu alt geworden für ihre kindlichen Weltanschauungen, wie man ihr sagte. Zeitgleich wusste sie aber nicht, was sie sonst glauben sollte. Sie wusste nicht mehr, wie sie sich die Welt am liebsten vorstellen möchte. Liegt alles in den Händen einer großen Macht, oder sind alle selbst für sich verantwortlich und müssen dementsprechend auch die Konsequenzen resultierend aus ihrem Handeln tragen?
Oder sind alle Menschen selbst eine Art Gott und durchleben unabhängig von Zeit und Raum jedes einzelne erdische Leben, ohne zu wissen, dass sie ein- und dieselbe Person sind, die sich selbst gegenüber steht?
Vielleicht ist Emma auch nur eine Spielfigur, wie alle anderen auch, die von einer ganz anderen Intelligenz im Universum nach Belieben in einer Spielversion zwischen „Matrix“, „Men in black“ und „Inception“ auf ein Spielbrett gesetzt wird.

Sie stellt sich vor, wie die Erde nur ein Staubkorn in der Galaxie sein könnte, auf dem zufällig ein paar „Bakterien“ vor sich hin gedeihen, während auf anderen Staubkörnchen ganz andere Keime wachsen, die eine eigene Zivilisation darstellen. Dann wäre alles ein Zufallsprodukt des Weltraums und sie hätte bei einer gemutmaßten Unendlichkeit des Universums eventuell auch zufällig ein paar Doppelgänger, die auf einem anderen Planeten ihr Unwesen treiben und auch nichts von Emmas Existenz wissen. Wer hätte dann die „Macht“ über sie? Oder hält Emma nur an einer solchen höheren Macht fest, damit sie einen Schuldigen gefunden hat? Und warum geht sie überhaupt davon aus, dass das Universum das größte ist, was es gibt?

Vielleicht aber sollte Emma mal ihren Papa nach seiner Meinung fragen, oder einfach mal wieder die Sesamstrasse gucken. Uiuiuiui!

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18 Kommentare

  1. Mh, nein. Ich bin jedoch in der Lage, mir einen Namen für die Protagonisten meiner Geschichten auszudenken. Oder muss jede Geschichte autobiografisch sein?
    Verwunderlich finde ich jedoch, dass Du nur Bezug auf den Namen nimmst und keine Stellung zum Inhalt beziehst.

  2. Machst´s jetzt mir nach: Schreiben, wirken lassen, korrigieren? Ich weiß, ich ich bin ein alter Vormacher.

  3. Mh, nee. Schreiben, wirken lassen, löschen, noch mal neu schreiben weil Geschichte umändern.
    Welche Version findest Du besser?

  4. Also wenn´s um Namen geht, finde ich Emma schöner als Gelsche. HAHA! Emma klingt einfach weniger nach Gummibärchen. Hrhrhr!

  5. Du hast ja auch inhaltlich etwas korrigiert, oder nicht? Ich hab leider den Vergleich nicht mehr. Aber die autobiografische Version finde ich besser. Ist einfach authentischer. Ich kenne ja deine kruden Ansichten.

  6. Eigentlich wollte ich damit sagen, dass mir die Egoperspektive besser gefällt. Unabhängig davon: Wenn du inhaltlich feilst, klingt es meistens danach besser.

  7. Ich hab nicht korrigiert, sondern eigentlich den Text komplett neu geschrieben. Bist Du dir denn sicher, dass Du meine Ansichten diesbezüglich kennst?
    „Wenn du inhaltlich feilst, klingt es meistens danach besser.“ Was ist das denn für eine dämliche Verallgemeinerung?

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