50 Jahre – wo ist das Leben?!

Verflixt, schon wieder eingeschlafen, dabei hab ich heute noch so viel vor. Der Termindruck wächst mir mal wieder über den Kopf. Träume vom Dösen unter einem Olivenbaum. Das schäumende Geräusch strandender Wellen in weichem Sand lullt mich in eine Art Urgefühl, aus dem ich nie mehr erwachen möchte. In der Ferne ein knatternder Fischkutter. Ein Gekko huscht über meine Hand. Beim Erwachen entpuppt er sich jedoch als mein schnurrender Kater, der sich mit seiner samtigen Pfote liebevoll in meinen süßen Traum einstreichelt, um mir zu signalisieren, dass wieder einer dieser Tage angebrochen ist, um  mir erneut das letzte Quentchen Energie abzusaugen und um bis zum Abend eine weitere ausgebrannte Zündkerze im maroden Motor meiner angeschlagenen Existenz zurückzulassen. Dabei hat gerade dieser Augenblick des Erwachens, eine besondere Qualität; die Schnittstelle bewußt wahrzunehmen, wenn sich Tag und Traum in die Quere kommen. Doch es ist einer dieser Morgen, an denen wieder der Tag gewinnen wird, ich im Bett liegen bleiben möchte, um von nun an dieser ungeheuer ,,wichtigen“ Welt nicht  mehr zur Verfügung zu stehen. Solche Träume gehören zu meinem Leben, wie die berühmte Prise Salz in die Suppe; wollen mir Fingerzeig sein für Richtung, Sinn oder Unsinn meines Denkens und Handelns. Ich hab mich schon an sie gewöhnt. Sie sind mir Freund und Feind zugleich. Kaum haben sie mir  in unumstößlicher Klarheit einen Wink  gegeben, schon schaltet sich der Verstand dazwischen, um in beinahe technokratischem Eifer das Kartenhaus meiner Fantasie zum Einsturz zu bringen und tausend Gründe aufzählt, warum dies oder jenes nicht funktionieren kann. Gedanken, die sich selber denken und in einen Automatismus von Gedankentriaden münden, sich immer wieder neu reproduzieren, um letztendlich in einem Pool intellektueller Selbsterschöpfung zu enden. Hoffnungslos, sich schon wieder die Sinnfrage zu stellen. Doch – wie wär’s einfach mit akzeptieren. Das Leben so anzunehmen wie es ist? Was bitte wäre verkehrt, es einfach mal auszuprobieren. Den Tag in all seinen Facetten zu erschnüffeln ohne sich darüber zu grämen, wenn mal was nicht so glücklich gelaufen ist. Den Sinn schärfen für den Genuss. Die Antennen ausfahren für Neues. Gestern, sehr spät rief mich eine Bekannte an, dieser personifizierte Dauerkonflikt auf zwei Beinen. Sie beklagte ihr selbst eingebrocktes Lebensleid. Eine gefühlte kleine Ewigkeit ließ ich ihren kakophonischen Kauderwelsch über mich ergehen, bis ich schlussendlich den Hörer weggelegt hab und zu Bett gegangen bin. Ich hoffe, sie hat ’ne Flatrate! Man braucht manchmal schon Großmut, um Mittelmaß zu ertragen. Warum hat so mancher Zeitgenosse ein schlechtes Gewissen, wenn er genießt? Darf das Leben erst genossen werden unter der Prämisse, erst wenn es der übrigen Welt so gut geht wie mir selbst bin auch ich an der Reihe? Wenn erst mal die Begeisterung abhanden gekommen ist für die schönen Dinge des Lebens und der Funke dazu fehlt, das alte Feuer wieder zu entfachen, was bleibt dann noch, außer die eigene Existenz in all ihren Erscheinungsformen zu beklagen. Was soll die Planung aller erdenklichen Vorhaben, projeziert in eine fadenscheinige Zukunft, welche so zerbrechlich ist wie Glas. Fakt ist, das Leben duldet keine Probeläufe, es findet im Hier und Jetzt statt.  Nicht etwa die Frage beschäftigt mich, wo denn die Jahre geblieben sind, sondern wo die Begeisterung und die unstillbare Neugierde, die mich noch bis vor 20 Jahren antrieben. Stagnation, Abgewürgtsein, Unmut, Aussichtslosigkeit, nichts worauf hingelebt wird, weil das Diktat des Erwerbszwangs, der immer wieder neue Zeitrahmen vorgibt sich wie ein Korsett um mich legt und jede Bewegung in Richtung Freiheit einschränkt. – Das kann’s nicht gewesen sein!

An solchen Tagen, an denen lästig repetierende Gedanken meinen Schädel übervölkern, ist es mal wieder an der Zeit, am Herd die Flamme anzuwerfen um den kulinarischen Genüssen zu frönen. Zum Beispiel ,, Salsa Verde“: Frisches Basilikum, 1 grüne Paprika, Olivenöl, 2 Sardellen, Salz, Knoblauch (viiiiel Knoblauch). Alles zusammen im Mixer breiig mixen; mit Fusilli, Schinken und Ziegenkäse und noch besser in netter Gesellschaft anrichten. Dazu eine Flasche Barolo, und die aus der Balance geglaubte Welt ist wieder im Lot. ,,Sorget nicht für den morgigen Tag, denn dass jeder seine eigene Plage habe ist genug“. Wenn nur immer in den Augenblicken, in denen ich den Spruch brauchen könnte ich mich an denselben auch erinnern würde, dann würde mir das Leben im Zustand des ,,Hier und jetzt“ wohl eher gelingen. Also liegt es immer an uns selber, wie wir unsere Existenz beurteilen. Jeder selbst hat sein eigenes Lebenslied zu wählen, wenngleich auch nach den durchgestandenen Tragödien des Lebens das Singen deutlich schwerer fallen mag. Ich hab mal gehört, dass jeder Mensch seinen Platz im Kosmos hat. Hast du dich mal gefragt, wo deiner ist? Mit der Frage des Schicksals geht es mir ähnlich. Ich denke, dass dasselbe nicht fremdbestimmt ist. Du erfährst nur das Schicksal, das du dir selbst gibst. Und sich über etwas künftiges, noch nicht realisiertes zu sorgen, ist wie Zinsen zahlen für Schulden die niemals gemacht wurden. Hast du erst mal gelernt nicht mehr in den alten Kategorien zu denken, kannst du auch Neuland betreten und die unseelige Sorge um die fadenscheinige Zukunft getrost vergessen. Machs einfach wie die Erfolgreichen. Nimm dir was du brauchst. Als wunderbares Beispiel für ungestümen Lebensdrang und unerschütterliche Vita ist mir Josephine Baker eingefallen. Diese Mega-Adoptiv-Amme, die 12 Kinder aus aller Welt adoptierte, ihnen Schloß Les Milandes im Perigord zum Wohnen kaufte und aus ihrem Adoptiv-Taumel in den Adoptiv-Strauchel geraten ist, da sie trotz horrender Gagen in Paris und am Broadway N.Y. die finanzielle Last nicht mehr tragen konnte, hat an der Hintertür ihres Schlosses, an der sie 2 Tage und 2 Nächte verweilte bis der Makler sie endgültig des Hauses verwies gesagt: ,,Unsere Träume könnten sich verwirklichen, wenn wir uns nur dazu entschließen könnten, daraus zu erwachen. Man kann dem Leben nicht mehr Tage geben, dafür aber den Tagen mehr Leben“! Ob dies nun eine glorifizierende Anekdote einiger fanatischer Anhänger sei oder nicht, darüber nachzudenken lohnt sich allemal!

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