Der Mensch – gefangen in Platons Höhle

Stellen wir uns ein Gefängnis vor, in dem die Gefangenen das Leben außerhalb des Refugiums nicht kennen. Demgemäß ist ihr Streben dorthin gerichtet, die Lebensbedingungen innerhalb der Mauern stets zu verbessern. Die Gitterstäbe gehören zum Alltag wie der Edelstahl-Fressnapf, den sie ebenso ganz verständlich in ihr Alltagsleben integriert haben wie die sadistischen Reglements einiger Gefängniswärter. Die Gitter sind einfach nur da und keiner der Insassen hat je hinterfragt, wozu sie dienen. Manchmal greift ein Gefangener mit der geöffneten Hand durch die Stäbe hindurch und spürt, wie der laue Sommerwind seine Haut streichelt und es befällt ihn eine leise Ahnung, ja eine fadenscheinige Erinnerung, die wie aus einem halb vergessenen Traum aufblitzt, dass es da draußen noch etwas anderes geben muß.

Für alles ist gesorgt. Es gibt alle selbstzufriedenheitsfördernden Einrichtungen, die nötig sind um die Insassen nicht ins Grübeln kommen zu lassen. Lektüren über die ,,äußere Welt“ werden systematisch von ihnen ferngehalten. Mit der Zeit hat sich eine soziale Mikrostruktur gebildet. Gelegentlich taucht ein ehemaliger Gefangener auf, der von der Welt da draußen berichtet. Manchmal wird ihm Spott und Feindseligkeit zuteil, wegen der unglaubwürdigen Geschichten von der Außenwelt und der Mär von dem Begriff Freiheit, der von den Insassen nicht emotional empfunden werden kann, weil ihnen der erfahrungsgemäße Bezug dazu fehlt. Häufig wird die Botschaft, wenn sie besonders klar und eindringlich ist, von den Gefängnispriestern und Psychologen aufgegriffen um sie den eigenen manipulativen Zwecken anzupassen.

Manchmal aber schafft es der Botschafter von der Außenwelt, wenige Querdenker von der Existenz einer solchen Außenwelt zu überzeugen. Fluchtgedanken unter den ,,Abtrünnigen“ werden wach und es zirkuliert ein geheim gehütetes Wissen. Es sind nur wenige, die das perfide Spiel vollständig durchschauen.

Eine Metapher über den Zustand der Menschheit. Was sind die Türen und Gitter? Wer sind die Wärter? – Die Gitter und Ketten sind, so meine ich,  in uns selbst. Die Wärter bilden korrupte Politiker, Psychologen, Lehrer, etc., alle  diejenigen, welche uns systemisch vorgeschaltet sind und es sinnigerweise selbst nicht bemerken, dass sie  selbst dazu abgerichtet wurden den Geist ihrer ,,Zöglinge“ in Richtung Persönlichkeitsverlust zu kanalisieren, ja sie zu gläubigen Trotteln abzurichten, die bereit sind sich fraglos den Bedingungen einer Elitegruppe zu unterwerfen. Was man nicht kennt, vermisst man nicht – und darauf bauen sie. Aus unserem Tal der Selbstbegrenzung auszubrechen bedarf es die Birne in eine andere Richtung zu drehen, die Sichtweise zu ändern, zur Analyse der Hintergründe, die den Nährboden dafür schaffen wie ferngesteuerte Idioten einen fremdgesteuerten  Alltag zu fristen. Wenn alles ,,gut geht“ zynisch gesprochen, einmal eine reduzierte Einheitsrente zu beziehen, großzügigerweise genehmigt von schulterzuckenden Politikern. Das kleinbürgerliche Wesen mit falschen Sicherheiten wie Riesterrente, den  ,,sicheren Job“,  Flachbildschirme, kopflose Ulksendungen, PS-Tiger und Technik-Spleens einzulullen ist die bislang probateste Zufriedenheitsgarantie für ein weiteres reibungslos funktionierendes Träum-weiter-System. Ich halte den aktuellen Zustand unserer pluralistischen Gesellschaft für ein tief psychologisches Kardinalsproblem, das zu lösen die Aufgabe mehrerer Generationen in Anspruch nehmen wird um den geistigen Kollateralschaden wieder gut zu machen, der seit vielen Generationen unsere Gesellschaft zermartert. Die Freiheit steckt in jedem von uns. Der erste Schritt dazu kann nur sein, wenigstens die eigene IST-Situation zu durchleuchten. Das allein schon genügt um den Veränderungsmotor in Gang zu bringen, der ab da den Hasen in eine andere Richtung hoppeln lässt. Wenn alle es schaffen, ihre eigentliche Bestimmung zu leben, darin aufzugehen, um sämtliche wertvollen Inhalte in den Pool menschlicher Erfahrung einzubringen, deren Summe die Menschheit letztlich weiterbringt, dann ist der Fuß in der Tür, zu einer Welt der friedlichen Koexistenz aller Völker ohne faschistoide Denk- und Lenkmodelle.


 

 

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Ein Kommentar

  1. Zu den ersten beiden Absätzen. Dazu fallen mir folgende Filme / Bücher ein: 1984, Equilibrium, Matrix, The island.

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