Fiese Luxusprobleme – oder warum „ROFL“ in meiner Bewerbung steht.

Ich habe Luxusprobleme. Richtig fiese gemeine Luxusprobleme. Sicher, Luxusprobleme sind solche, die Andere gerne hätten. Dazu fällt mir nur ein: Hätte hätte Fahrradkette! Auch solche Probleme sind schlichtweg scheisse. Sicher bin ich froh nicht hungern zu müssen und medizinisch versorgt zu sein und und und. Trotzdem – meine Generation, die ohne große Depression, ohne Krieg und ohne Krisen aufwachsen musste, darf auch jammern.

Mein Luxusproblem ist: Ich bin zu gut, in dem was ich tue. In meinem Beruf meine ich. Ich habe einen festen Job und verdiene für Berliner Verhältnisse recht ordentlich. Meine Kollegen mag ich manchmal und manchmal nicht, je nach dem wie die Sonne gerade steht, und die Chefetage ist zwar ein wenig grenzdebil aber Alles in Allem recht freundlich. Gut, der Weg zur Arbeit stinkt wirklich ab. Die allerhinterletzte Ecke vom MV (Für nichtBerliner: Märkisches Viertel, SIdo und so) ist wirklich nur sehr schlecht mit den Öffis (für nB: Bus und Bahn) zu erreichen.

Trotzdem, auch wenn die Lage nicht prikär ist und ich einer der ganz wenigen in meinem Freundeskreis bin der überhaupt einen Job hat und sich nicht mit Praktika und Call Center Müll über Wasser hält: Ich will da raus. Es macht mich nicht glücklich.

Also bewerbe ich mich. Hier und da, dort und überall. Habe mir eine wirklich schöne Mappe erstellt, die auf vielen Schreibtischen landet und in vielen Mülleimern endet. Denn nach Bewerbungsgesprächen und Probetagen, nach Diskussionen über Gehaltsvorstellungen und Zukunftswünsche kommt immer wieder der gleiche Ablauf, jedes verdammte Mal:
Ich bekomme eine mündliche Zusage, alle sind begeistert. Meine Fotos der Wahnsinn, meine charakterlichen Züge herausragend, meine Zukunft gesichert, alles rosig und toll und super und einmalig und bla. Inzwischen wische ich mir den Honig direkt mit dem Handrücken wieder vom Mund und gehe nach diesen Personenkult-ähnlichen Lobeshymnen sehr nüchtern nach Hause.

Denn spätestens nach 3 Tagen klingelt mein Handy. Der kleine, grüne Android Roboter klopft an das Display und sagt mir dass die Personalabteilung der Firma XYZ anruft. Ich gehe ran und höre von einer jungen Frau mit viel Kompetenz in der Stimme eine der folgenden Aussagen:

-„Sie sind überqualifiziert.“
-„Sie sind so gut, sie würden sich hier langweilen.“
-„Sie haben doch was Besseres verdient.“
-„Sie sollten sich selbstständig machen.“

Manchmal ist es nur eine der vier Phrasen, meistens zwei oder mehrere. Leider werde ich auch nicht nach meiner Meinung gefragt ob ich das Probearbeiten denn wirklich so öde fand wie man annimmt. Und dass ich schonmal selbstständig war interessiert auch niemanden- und dass ich was „Besseres“ verdiene, hey also wirklich Leute. Das sagt Kevin zu Steffi, wenn er nach zwei Wochen mehr Bock auf Jule hat.

Das ist frustrierend und nervig. Es stellt sich die Frage ob ich meine Bewerbung eher schlicht und ein bisschen mehr dämlich halten sollte. Ohne Arbeitszeugnisse oder eine Sedcard. Vielleicht sollte ich einen kurzen Text verfassen- natürlich voller Rechtschreibfehler und mit einem Haufen „LOL“ und „ROFL“- und dann einfach mit einer Büroklammer ein Bild von mir dazuklemmen. Selbstverständlich nach dem neusten Standart von weit Oben, mit Hundeblick und ohne Nase weil überbelichtet und bessere Haut und so.

Ich denke, ich mache jetzt erstmal eine Bewerbungspause, genieße den Sommer und warte ob mein Traumjob nicht doch einfach zu mir kommt. Ohne jede Anstrengung. Schliesslich bin ich ja die Geilheit in Person, das muss ja früher oder später irgendjemandem auffallen.

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3 Kommentare

  1. Kaum taucht ein Genie auf, schon verbrüdern sich die Dummköpfe, um geschlossen fähige ,,Neuankömmlinge“ abzulehnen. Damit lernt man zu leben und irgendwann ist es einem egal, da der Selbstbewusste weiß was er kann und es immer eine Methode gibt den Weg auch OHNE die Protektion von langgedienten Speichelleckern in seine eigene Richtung fortzusetzen. Für klassisch wilhelminisch geführte Betriebe bleibt immer ein Restrisiko zur angepassten Schafherde einen kapitalen Bock dazu zu kombinieren.

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