Verlorene Herzen (Teil 4)

Riana hat sich bereits aufgegeben, so ohnmächtig fühlt sie sich der Allmacht des Fremden ausgeliefert, dem sie noch vor einer Stunde sogar ein wenig Sympathie hätte abgewinnen können. Nun verharrt sie zusammengekauert und frierend in einer Ecke. Seinen drohenden Blick immer noch starr auf sie gerichtet, schreitet er forschen Schrittes auf sie zu. Sie fühlt, dass es jetzt um sie geschehen ist, schließt die Augen und überantwortet sich ihm. Doch entgegen ihrer Erwartung, er würde ihr etwas antun, zieht er sie behutsam an sich, um sie zärtlich auf die Stirn zu küssen. Mit einem einfühlsamen Timbre in seiner Stimme flüstert er: ,,Aber mein Täubchen – Es tut mir sehr leid, dass ich dich erschreckt habe. Du bist vor mir geflohen wie vor einem Raubtier. Wie kann ich dir beweisen, dass ich nichts böses im Schilde führe. Ich will nur, dass du meine Liebe erwiderst. Nicht mehr und nicht weniger. – Komm mit mir – Ich werde dich ganz nach oben geleiten und all deine Angst verscheuchen. Du wirst es schön finden, das verspreche ich dir.“ Riana friert. Der feuchte Kellerraum hat ihrem Körper die letzte Wärme entzogen. Kalter Schweiß dringt ihr aus sämtlichen Poren. Nun berührt er sie sanft und sie glaubt einen leisen Anflug von Geborgenheit in sich zu spüren. Bereitwillig folgt sie ihm über einen schmalen Korridor, der zu einer steinernen Wendeltreppe führt, die sich mit ihren krummen ausgetretenen Stufen durch einen kleinen Turm ganz hinauf ins zweite Obergeschoss windet. Sie ist erleichtert, als sie schließlich den warmen Fischgrätparkett unter ihren Füßen fühlt, denn der Keller mit seinen angsteinflößenden Momenten ist nun überwunden. Nun betreten beide einen Raum mit prachtvollen weinroten Seidentapeten an den Wänden. Schnalzend lodert Feuer im Marmorkamin, der wie es scheint gerade erst vom Butler angefeuert wurde. Dieser hat kurz vorher noch Abendluft ins Zimmer gelassen und sich daraufhin wunschgemäß und beinahe lautlos durch eine flüchtige Handbewegung seines Herrn entfernt. Der Fremde führt sie an ein großes, in der Mitte des Raumes platziertes Bett. Riana setzt sich erschöpft darauf. Sie bittet darum, kurz duschen zu dürfen. Er lässt sie gewähren. 10 lange Minuten später erscheint sie mit offenem Haar und freundlichem Lächeln, so wie sie es gelernt hat, ihren Kunden gegenüberzutreten.

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