Warum ich nur auf Tittenwerbung reagiere.

Werbung ist eine wirklich schlimme Sache. Sie führt das fort, was die BRAVO und schlechte Musikvideoclips bei uns als Teenager angefangen haben. Überhaupt: MEDIEN. Grauenhaft. Ha, und das schreibe ich heute, ausgerechnet an Halloween! Wunderbar. (Grauenhaft und Wunderbar in einen Satz zu bringen- alleine dafür sollte ich den Pulitzer bekommen.)

Zurück zum Thema: Vor ein paar Tagen las ich einen facebook Kommentar einer Freundin. Sie regte sich über das Sammelsurium geschmackloser Pissoirs auf- denn fast alle stellten in irgendeiner Art Frauen dar, und verständlicherweise möchte niemand- nicht mal stilisierte Frauen- dass man auf oder in ihn rein pinkelt. (Oder sie)
Es folgten einige beipflichtende Kommentare- nur einer darunter war vielleicht nicht unbedingt angemessen, wenn auch sicher nicht bösartig gemeint, löste aber dennoch eine grundlegende Diskussion über das Bild der Frau in dieser unserer modernen Welt aus.

Nach einigem Hin und Her beider aufgebrachter Seiten mit wirklich witzigen kleinen Kommentaren wie „Ich hab rote Haare, ich kann das voll verstehen…“ bei denen ich doch schmunzeln musste, kam ich nicht umher der ganzen Sache meinen eigenen Senf aufzudrücken.
Ich schrob, dass ohne urteilen zu wollen, aber dem vernunftbegabten Beobachter/in doch schon allein in der alltäglichen Print- und Fernsehwerbung klar und überdeutlich werden sollte, dass das Bild, dass uns von einer Frau und ihrer Rolle in der Gesellschaft vorgelebt wird, mehr als diskussionswürdig ist.
Wenn man mal nur einen Tag darauf achtete MUSS man sich ja fast schon auch als Mann dermaßen darüber MIT aufregen, wie kleingeistig und primitiv der Großteil unserer Medien funktioniert, dass so eine Rollenzuordnung überhaupt möglich ist. Als Frau würde ich kaum aus dem Haus gehen können ohne wütend zu werden, als Mann habe ich das seltene wenn auch ungerechte Privileg dass mir diese Dinge um so weniger auffallen, je weniger ich auf meine Umgebung achte.
Als Frau ist diese Konfrontation mit dem eigenen Geschlecht als junge/schlanke/blöde/willige/wertlose Sexplakatierung allgegenwärtig und dürfte auch die selbstbewusstesten Damen beizeiten einholen und wirklich beschäftigen, sofern sie nicht mit geschlossenen Augen durchs Leben gehen.

Die Diskussionsstarterin pflichtete mir bei. Im Alltag begegnet man auf fast jeder vorstellbaren Ebene der Medien und Rollenverteilung einem Bild von Frauen, welches sich keiner so richtig gerne auf den Leib schneidern lassen würde. Ob nun Hosenhalbmasttragende HipHop Querulanten erklären dass Bitches nur zum vögeln da sind, Papa Mama anblökt warum die Stube (Was für ein schönes Wort- nebenbei) noch nicht geputzt ist oder die Plakate an den Bushaltestellen mit vollbusigen Blondchen Versprechen von Sex mit zwei dutzend ähnlichen Weibern geben, solange man nur ein entsprechendes Deo benutzt. Es ist- im wahrsten Sinne des Wortes- zum davonlaufen, aber leider nicht zu Entkommen.

ABER. Ich betrachte Dinge gerne immer aus allen Perspektiven. Und in dieser kleinen Aufführung gibt es auch die Sicht des MANNES. Wird dieser nicht auch stilisiert? Müssen Männer, glaubt man den angesprochenen Quellen, nicht immer muskulös, gutaussehend, technikbegeistert und von dicken Autos besessen sein? Traut man Männern denn nicht zu, dass sie auch auf andere Reize ansprechen als auf dicke Titten und suppentellergroße Brustwarzen? Männer werden in der Werbung darauf „reduziert“, dass sie triebgesteuert seien. Es geht darum, die Freunde zu beeindrucken und immer auf dem neuesten Stand mit der dicksten Hose zu sein. Natürlich ist diese verkorkste Geschlechterrolle die weitaus „angenehmere“ von den Beiden zur Wahl stehenden. Nichts desto Trotz sind beide einfach Blödsinn.

Der Unterschied besteht darin, dass Männer in der Geschichte schon immer das „starke“ Geschlecht waren. Sie hatten und haben immer mehrere Optionen, um gesellschaftlich anerkannt zu werden. Bist du klein, wirst du eben cool und unantastbar. Bist du hässlich kannst du mit Hacken und krassen Computerskills punkten. Bist du blöd trainierst du dir eben Muskeln an und hoffst, dass niemand dich nach der Anzahl unserer Bundesländer fragt.
Was ich damit sagen will ist: Männer haben einen wesentlich bequemeren Ausgangspunkt. Sie können sich sicher fühlen, denn irgendwie kommen sie schon zu ihrer Akzeptanz und ihrem Erfolg, mit ungemein weniger Aufwand als die meisten Frauen. Das ist wie einer dieser Bengel die von zu Hause ausziehen aber alles von Mutti und Vati bezahlt bekommen. Egal wie dämlich du dich anstellst, du kannst immer darauf wetten, dass am Anfang des Monats eine Notüberweisung der Eltern auf dem Konto landet.

Frauen hingegen mussten lange für ein gewisses Ansehen kämpfen. Es dauerte Jahrzehnte, aus der Rolle der treudoofen Hausfrau rauszukommen- und heute, 2011, diskutieren wir ernsthaft über eine Frauenquote? Ist das nun förderlich, weil sie dadurch unterstützt werden? Oder ist es eher eine begläubigte Unterschrift unter die Tatsache, dass die armen kleinen doofen wehrlosen Frauen es alleine nicht hinbekommen?
Quintessenz ist: Männer können den Medien wesentlich gelassener begegnen. Sie halten die vorteilhaftere Rolle inne, auch wenn sie natürlich genau wie Frauen von der Werbung in eine hirnrissige und fragwürdige Rolle gedrängt werden. Nur befinden sie sich in keinem Zweikampf um Akzeptanz: Entweder ich oder dieses bescheuerte Bild von mir.

Das Ding ist- und darauf brachte mich meine Freundin: Die Emanzipationsbewegung tut sich eigentlich keinen Gefallen, wenn sie sich stets und ständig über alles aufregt. Wie in fast allen Themenbereichen gilt es auch hier, ein gesundes Mittelmaß zu finden und manche Dinge einfach nicht ernst zu nehmen- das sollten Männer im Übrigen dringendst genau so tun. Die tun sich absolut keinen Gefallen damit, wenn sie unter solche und oder ähnliche Frauen-als-Pissoir-Fotos Kommentare schreiben wie „Höhö, Geil.“, weil es nur dazu führt, dass diese gesammelt werden, den Werbespinnern in ihrer beschränkten Welt vermitteln dass wir das toll finden und wir somit nur NOCH mehr Möpse sehen müssen, wenn wir uns durch das Internet bewegen. Mal ehrlich Freunde, ich KANN diese eine blonde Tussi nicht mehr sehen, die mir tagaus tagein weißmachen will, dass sie aus Berlin Marzahn kommt und nur darauf WARTET, dass sich endlich irgendwer dazu ERBARMT vorbeizukommen und sie ENDLICH von ihrer wahnsinnigen Geilheit befreit, einfach so, völlig kostenlos. Die hat es nämlich SO bitter nötig, dass sie jeden Tag umzieht und mal aus Marzahn kommt und tags drauf aus Lichtenberg, Neukölln oder an ganz verzweifelten Tagen sogar aus Gimmeldingen. Diese arme Frau! Zieht jeden Tag um und sich ständig für mich aus! Kommt dauernd aus anderen Ortsteilen aber nie zum Orgasmus! Was für ein Schicksal.

Ich möchte mal eine Coca Cola Werbung sehen, in der ein pickliger kleiner fettstirniger Knirps vorm Computer hockt, World of Warcraft spielt und sich ein Stück Pizza dazu zwischen die Backen schaufelt.
Oder eine Parfumwerbung, in der sich eine 54 Jahre alte Schrapnelle noch eben schnell was in ihre Haare pfeift, bevor sie sich in ihrem wahnsinnig geschmacklosen Kleid aus dem Haus macht.
Oder um Himmels willen endlich mal eine Bierwerbung ohne gutgebaute kernige Businesstypen die am Stand entlangwatscheln und sich durch ihr volles Haar fahren.
Ich wäre sogar zufrieden mit einer McDonalds Werbung, in der Burger aussehen wie traurige lapprige knatschige Kaugummis, die kaum zwei Finger breit sind und bestimmt schon drei Tage in der Sonne gelegen haben müssen.

DAS Produkt würde ich sofort kaufen. Und wenn es Scheisse ist- es wäre wenigstens ehrlich.

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5 Kommentare

  1. Ich bin mir nicht so ganz sicher, worum es dir denn nun eigentlich geht. Um die Rollenklischees, denen sich die Werbung bedient, oder um Werbungsinhalte ansich, oder um die verschrobenen Rollenbildnisse ansich, oder um die verwirrende Facebook-Einleitung, wodurch ja auch schon wieder ein neues Klischee seinen Lauf nimmt.

    Da wir im „Zeitalter Werbung“ aufgewachsen sind, haben wir auch gelernt zu differenzieren. Wer da noch Inhalte für bare Münze nimmt, hat irgendwas nicht verstanden. Fängt ja schon bei Werbesätzen an wie: „Das erste Deo gegen gelbe Flecken!“, bei denen ich mich eher frage, ob sich der Kommunikationsdesigner dahinter, schon mal selbst beim Reden zugehört hat.

    Zu den Rollenbildern der Gesellschaft kann ich nur sagen, dass es schon immer, damit meine ich wirklich schon IMMER solche gesellschaftliche Perfektionsbilder gab, die dann entsprechend projeziert und produziert wurden. Das ist kein ausschließliches Thema der heutigen Zeit. Welche Medien dabei genutzt werden, ist im Prinzip egal. Und ich würde nicht so weit gehen, dass es Frauen tendenziell schlechter damit geht. Daraus resultieren ja auch enorme Vorteile, die man ausnutzen kann, wenn man kann.
    Soviel zum Betrachten aus allen Perspektiven.

  2. Emanzipation bedeutet nicht nur die Abkehr alter Rollenbilder. Sie bedeutet auch: Keiner hilft dir mehr in den Mantel, öffnet dir die Autotür, trägt die Kisten beim Umzug, keiner der mehr die langweiligen Ausführungen über den letzten Schuhkauf anhören wird, kein Zuschuss mehr bei Finanzierung teurer Klamotten, des Unterhalts nach der Scheidung und überhaupt gar keine Finanzierung mehr. Kein spätes Aufstehen, sondern Arbeiten, keine Bevorzugung bei der Wahl des Fernsehprogramms oder des Abendessens, es bedeutet den Müll selbst runtertragen, die Reifen zu wechseln und mal dreckig zu werden, die fette Spinne zu töten, kein stundenlanges Badblockieren und wenn ich nicht gleich unterbreche, fallen mir sicher noch tausend andere Dinge ein, die Frauen ungern missen möchten.

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