blutdurst

ich kann mal wieder die ganze nacht nicht schlafen. irgendetwas läuft über das dach. hin und her. rauf und runter. dann macht es pause. dann läuft es wieder. wie nackte kinderschritte auf fliesen. eines tages töte ich es. oder es mich. oder ich lege ihm bunte ringelsocken aufs dach. und wenn es sie anzieht, reisse ich es in stücke. und laufe über sein gesicht. rauf und runter. hin und her.

ich liege da, jeder muskel ist heiß und angespannt. langsam schiebt sich ein purpurner vorhang mit lilienmuster wie eine gewitterwolke über meinen verstand. es blitzt auch schon. ich zucke, springe auf, laufe wie ein tier auf allen vieren im dunkeln durch die wohnung. die tür ist offen. warum auch immer. ich bin draussen. es regnet. alles ist schwarz. gleissend weiss ist meine wut. gnade gott, wenn jetzt noch etwas unterwegs ist. die jagdsaison für das nächste jahrtausend ist eröffnet. ich schleiche wie die furcht mit gebleckten zähnen in den wald. hier bin ich nicht zuhause. ich beherrsche nur das territorium. ich bin schwärzer als die dunkelheit. der see verschluckt sich zweimal, als er mir gewahr wird. er wird dafür bitter bezahlen müssen. wir haben eine schriftliche vereinbarung.

ich klettere auf einen baum und warte. die tränen des himmels schleifen meine zernarbte haut. das macht es nicht besser. ich erwische ein eichhörnchen mit der bloßen hand. es sagt mir seinen namen. richard zerbricht in meinen fingern wie trockenes holz. er ist schön, er ist noch warm. ich stecke ihn in meine hose. die seele eines toten eichhörnchens sucht einen ausweg aus meiner unterhose.

der regen verwischt die stimmen des waldes. leise flüstern sie fremde namen, ich rieche ihre angst. ich rieche alles. ich rieche mich selbst. das muss enden. mein grausamer schrei lässt alles abrupt verstummen. ich rufe den marlboro mann. ich rufe zweimal. der regen verdampft aus furcht in klamme nebelfetzen. sie leuchten wie kopulierende tiefseefische. ich inhaliere den gesamten nebelscheiss in einem atemzug. meine lungen füllen sich mit brackwasser, das ich gleich wieder ausspeie. die luft ist nun klar, eisig kalt. ich denke nicht mehr, ich fühle nur noch. spüre die durchdringende kälte, die nässe und wilde kraft. die jagd beginnt. ich muss laufen. die erste beute. zwei lichtkegel durchschneiden die schwärze. ich durchschneide zwei kehlen. ich lecke das blut von meinen fingern. es schmeckt nach eisen. und curry. und wieder nach eisen. ich reisse die reste in stücke. ich mag puzzles. heute nacht mag ich aber nichts mehr zusammensetzen. eigentlich mag ich auch kein curry.

der see zahlt seinen tribut. der wald zahlt seinen tribut. die welt zahlt für ihre gleichgültigkeit.

möge es nie wieder tag werden.  gnade euch euer gott. gnade eurer seelen. möge sie nie in meiner unterhose landen.

Verbreiten, teilen, infizieren!

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert