Sauber – Sauber – Sauber

Heute Nachmittag gab es ein gesellschaftliches Ereignis der Sonderklasse das selbst das Zwerchfell des humorlosesten zum Beben gebracht hätte. Kollegin Alex schickte sich an, in einem Anflug von chefprovozierter Ordnungswut in Küche und Kühlschrank endlich mal Tabula Rasa zu machen, mit all den abgelaufenen Käsedosen, die sich mit hübsch grüngespänten und fluffigen Sporenhäubchen überall in den Ecken tummelten, um von dort aus über alles was biologisch kulturfähig war, ihren Befruchtungsfeldzug anzutreten. Wäre da nicht eben besagte Person mit ihres Chefs Tadel noch im Innenohr, und mit Wut auf die Verursacher, spontan mit Donnergewalt eingeschritten und kurzerhand sämtliches biologisch hochbrisante Material im Sammelpack, in den nebenstehenden Müllsack verfrachtet. Da sie sich, angestachelt durch die harsche Kritik ihres Chefs in einer Art von hysterischem Abräumtaumel befand, vergaß sie darüber hinaus, daß einige Kollegen sich in der Früh‘ anschickten, ihren Frühstücksschlunz vor dem Verzehr zu kühlen, und daß mindestens ein Drittel der unseeligen Entsorgungsware in die Kategorie Frischware einzuordnen gewesen wäre – läge sie jetzt nicht auf dem Grund eines blauen prallgefüllten Müllsackes! In ihrem Ordnungsdurst nicht mehr zu stoppen setzte sie ihren grausamen Läuterungsprozess fort und entsorgte gleich den gesamten Inhalt des Vorratsschrankes mit (vgl. Serienkiller, wenn sie erst einmal Blut geleckt haben). Wäre ja nicht alles so schlimm gewesen, hätte nicht Kollege Peter, (den Mund noch voll mit Schokolade von den Resten des Adventskalenders) elegant tänzelnd auf dem Weg zum WC die Küchentür flankiert, gerade im Begriff, seinen Morgenkaffee genüsslich zu verströmen, und auf dieses seltsame, manchmal mit lautstarken Einlagen begleitete Treiben aufmerksam geworden. Grausames ahnend, machte der Geschädigte auf dem Absatz kehrt um sich Überblick in die ungewohnte Situation zu verschaffen. O-Ton: ,,Was machsch’n du mid meine Käsdoosaa! Des isch mei Kääs! Jooh, ond mein Wuuschdsalaad woo i heid Morga äxschdra kauft hau isch au weg!!!! Sag amoole schbennnscht du. Dier hods wohl ens Hiiera grannged. Abr du gosch här ond bsorgesch mr en nuia!* Die Aufräumende hielt kurz inne und in weinerlichem Ton erklärte sie, sie habe es gründlich satt in einem zugemüllten Kühlschrank ihr Mittagessen zu deponieren, schließlich stelle dieser Umstand auch ein Gesundheitsrisiko dar. Nun fanden sich weitere ,,Gläubiger“ ein, unter anderem Igel, der lautstark den Verlust seiner vollen Müslischachtel beklagte. Inzwischen hatte sich Peter mit der niedlich-mobbeligen Eleganz eines schlittschuhlaufenden Clowns schleifend auf dem graffitschwarzen Küchenboden von Schrank zu Schrank bewegt um eine etwaige Bestandsaufnahme zu erstellen. Das Dilemma endete so, wie man es vom deutschen Alltag gewohnt ist. Die Wogen sind geglättet und alle sind zur Tagesordnung übergegangen – Verhaltensänderung – Fremdwort.

* schwäbisch

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