Gott liebt Gewalt

Da sind Sie ja. Wir haben uns schon gefragt, wann Sie kommen. Steigen Sie ein. Na kommen Sie. Haben wir uns einen kleinen Spaziergang gegönnt, ja?

Ich hab mich nur etwas umgesehen.

Haben Sie Gottes letztes Geschenk genossen?

Was?

Gottes Geschenk: Die Gewalt! Als ich in meinem Haus nach unten kam und diesen Baum in meinem Wohnzimmer liegen sah, da schienen seine Äste nach mir zu greifen, wie eine göttliche Hand. Gott liebt Gewalt!

So hab ich´s noch nie gesehen.

Doch das haben Sie. Warum gibt es sonst soviel Gewalt? Sie ist in uns. So sind wir. Wir führen Krieg, verbrennen Opfergaben, plündern und brandschatzen und zerreissen unsere Brüder. Und warum? Weil Gott uns die Gewalt gegeben hat, um es ihm gleich zu tun.

Hat er uns nicht das Gesetz der Moral gegeben?

Es gibt kein klareres Gesetz als diesen Sturm. Es gibt überhaupt kein Gesetz, nur die Frage: Habe ich mehr Gewalt oder Sie?

Ich bin nicht gewalttätig.

Doch das sind Sie. Sie sind so gewalttätig wie Sie können. Ich weiss das, ich bin auch so gewalttätig wie ich kann. Wenn die Regeln der Gesellschaft abgelegt würden und nur ich stünde zwischen Ihnen und der nächsten Mahlzeit, würden Sie mir den Schädel mit einem Stein zertrümmern und mich verspeisen. Oder nicht? Cawley hält Sie für harmlos und kontrollierbar, aber ich weiss es besser.

Sie kennen mich gar nicht.

Doch ich kenne Sie.

Nein, Sie kennen mich kein bisschen.

Oh und ob ich Sie kenne. Wir kennen uns schon eine Ewigkeit. Wenn ich meine Zähne jetzt in Ihre Augen schlagen würde, könnten Sie mich aufhalten bevor Sie erblinden?

Probieren Sie´s aus.

So lob´ ich mir das! 

„Shutter Island“, 2010, USA.

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2 Kommentare

  1. Wäre erst mal die Theodizee-Frage beantwortet, müsste sich niemand mehr den Kopf darüber zerbrechen, ob es nun ein strafender Rachegott ist, der Gewalt liebt oder bedingungslose Liebe sät. Für mich jedenfalls gilt: Jedermann/frau trägt Gut und Böse gleichermaßen in sich. Lebensumstände, persönliches Verhalten und die jedem Menschen mit auf den Weg gegebene Freiheit, frei wählen zu können überlassen es dem Menschen selbst auf welche Seite der Werteskala er sich schlagen möchte.
    Dass wir in unserer Welt von Urprinzipien gelenkt werden, deren Verletzung oft fatale Auswirkungen für unser eigenes Leben zur Folge haben, ist noch nicht zu allen menschlichen Geistern durchgedrungen. Das Kausalitätsprinzip, das Phänomen Urache/Wirkung betreffend, eines der am meisten unterschätzten Urprinzipien hat m. E. die größte Tragweite. Plötzlich ist es dann ein imaginärer strafender Gott oder Teufel, der für die ganz persönlich eingebrockte Misere geradezustehen hat. Bin ich auf jemanden wütend, unterliegt es meiner ureigensten Entscheidung mich mit ihm verbal auseinanderzusetzen oder ihm gleich das Messer zwischen die Rippen zu schieben. – Das ist frei gewählte Kausalität.

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