Day of the dumb

„Rudolf“ ruf ich, und Rudolf antwortet „Ja, bin gleich da“ und schon rückt das kaltrote Unvermeidliche heran, wie die Massen beim Winterschlussverkauf, Menschenleiber pressen sich in ihrem geiferndem Kaufrausch an doppelverglaste Schwingtüren und nicht nur Nasen werden plattgedrückt, weiß stehen die Knöchel der Finger ab, mit schraubstockfestem Griff wird die Lederbörse umklammert, Blicke wandern zielstrebig in das Innere des Konsumtempels, wie Chirurgen, die nach dem bösen Tumor suchen oder einem verlorengegangenen Wattebäuschen, hei, da lacht der medizinisch-technische Assistent, da kann er was seiner Freundin erzählen, die hat er erst seit zwei Wochen, die glaubt ihm noch alle blutrünstigen Storys und gähnt nicht wie die letzte, das frigide Stück, gut, dass er die los ist und so prägt er sich die Details ein, schmückt sie noch etwas aus, kommt besser, macht dem kleinen Mädchen große Augen, das ist besser als Schokolade und Wii zocken, viel mehr gibt es ja nicht mehr in seinem Leben, das ihn noch vom Hocker reisst; einem Ikea Hocker wohlgemerkt für knapp nen Zehner, da ist gut dran gespart, bleibt was übrig für neue Tennissocken, auch wenn seine Mutter ihm immer sagt, dass weiße Tennissocken in den  80ern besser waren, weil da sowieso sämtliche Modeverbrechen aller Dekaden in ein Jahrzehnt gepresst wurden, wie die Abfälle die ein Metzger in eine schloddrige Pelle presst, der Kunde steht doch auf Salami und ja rohes Fleisch ist immer noch der Deutschen wertvollstes Gut, deswegen verkaufen sich die Zwiebelmettbrötchen um die Mittagszeit fast von alleine, Hand auf, Münzen auf die Theke, Brötchen in den Schlund, sattgefressen noch bevor die Türbimmel das zweite Mal schellt, wandern sie wieder raus, zu ihren Baustellen, zu ihrer Drecksarbeit, genau wie der Metzger und die frische Luft ist keine, sie stehen mitten in den Abgasen, atmen Ruß und Teer, rütteln sich dumpf mit Schlagbohrgeräten, denken an nichts oder an Fußballergebnisse oder wie ungern sie arbeiten oder wie ungern sie nach Hause gehen, weil die Alte sicher wieder rumkeift, wen hat man da geheiratet, wer hat einem das nur eingeredet, das Balg bringt nur noch schlechte Zensuren nach Hause, egal wie sehr man droht und prügelt und dann fährt auch noch dieser dicke Benz vorbei, mit einem mindestens genauso dicken Lackaffen am Steuer, mit einer dicken Zigarre versteht sich, aus Kuba, dort wo einige lateinamerikanische Tänze tanzen, während andere in Kellern gefoltert werden oder ein paar Nutten HIV verbreiten, wie Karnevalsjecken in Köln Bonbons an Kinder verteilen oder auch mal mit voller Wucht in die Menge pfeffern, denn keiner kennt die geheimen Wetten der Zugbegleiter, die Kreuzchen an die Bordwand malen, immer dann wenn jemand aus der Menge vor Schmerz zusammenzuckt – Bonbons können echt hart sein, heimlich gegrinst, dem Nachbarn zugezwinkert, noch ein Kreuzchen gemacht in einer Reihe, wie die Flugzeuge, die Streubomben über arabische Bösewichte ausschütten, eine tödliche Fracht, wie der kiloschwere Konsum von rohem Fleisch oder das Riechen an alten weißen Tennissocken, wirklich gruselig die Vorstellung und dann drückt jemand von hinten nach, und man bekommt die Tür nicht auf, geht ja nach außen auf und der Nebenmann bemerkt es – schafft es als erstes und die guten Winterjacken klemmen in Fünferbündeln unter seinem schweißnassen Arm und ich rufe noch „Rudolf, komm endlich!“ und Rudolf lädt durch und schießt den ersten Irren über den Haufen, denn wir sind die letzten normal Gebliebenen, die nun die Erlösung mit der Bleispritze bringen, keiner wird es uns danken, Scheisswelt.

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4 Kommentare

  1. Wieder einmal: 100% mk411 – schonungslos direkt mit spitzer Zunge dem schnäppchengeilen Durchschnittsbürger am Lebensnerv gezupft.

  2. Mach dir nichts draus Woundabout, man muss es nicht verstehen. Es ist nur wieder eine seiner kranken Phantasien, die er dann los wird, wenn mal wieder irgendwas in seinem Leben nervt.

    Übrigens: „in Fünferbündeln unterm seinem schweißnassen Arm“ .. unter!

  3. Danke, der Fehler ist korrigiert. Was nervt in meinem Leben? Deine Fernanalysen entbinden dich bei dieser Feststellung nicht, einen Kontrollanruf zu tätigen, meine Beste! Und was heisst hier kranke Fantasien?

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