Hilde und Gerda unterwegs…

Heißes Pflaster

„Arisch viel iss anfier sich besser als se wenisch, wenn se verstehe, was ich aweil doodemidd saahn will!“, erwiderte Hilde von unn Serigg dem versierten Journalisten Schön vom Tagblatt BlÖD gegenüber, als er sie gezielt auf dem Bürgersteig ansprach.

Ihre Freundin Gerda stand neben ihr, als hätte sie den besten Freund „de Schwenker Schorch“ verloren. Eigentlich gab es an jenem Tag einen Grund zur Freude. Beide Frauen wollten offiziell den Welttag des Schwenkbratens ausrufen.

Leider kam diese öffentliche Provokation irgendwie bei den Verantwortlichen in den Schwenker-Gremien nicht an. Gerdas verschmierte Wimperntusche verdeckte tiefe Augenringe, die auf ernsthafte Probleme hindeuteten. Dabei hatte sie nur zu lange auf den PC gestarrt, als sie für den neuen Welttag recherchierte und der diesjährge Pollenflug gab ihr den Rest. Es war Hilde, die den genialen Einfall hatte und für den Welttag des Schwenkbratens sogar ein Buch verfasste. Sie ließ edle Flyer in Schwenkerform drucken und verteilte diese anonym. Sie setzte sogar auf chemisch erzeugte Aromastoffe, so dass das Papier nach frisch Gegrilltem roch. Vielleicht lag es an dem Hauch zu viel Knoblauch, den einige Interessierte abschreckte.

„Könne se uns bitte in Ruhe uffem Troittoire laafe lasse, mir hanns eilisch!“ Und ehe der Journalist seine delikate Grillgut-Frage stellen konnte, rammte ihm Gerda den schweren Sonnenschirm in die Rippen, den sie unterm Arm trug.

„Ich hätte gern mal einen Blick in das Büchlein von Frau Hilde von unn Serigg geworfen, bevor sie nun beide das Weite suchen!“, äußerte Schön mit einem unbeeindruckten Tonfall, strahlte dabei wie ein Stückchen verkohlte Rostwurst vom Gasgrill.

„Schdrunzdumm!“, dachte Gerda, die lieber schon am Auto gewesen wäre.

„Das Biechelche iwwers Schwenke zum Welttach des Schwenkbrootens kann ich Ihne schenke. Sie sehn so us, als könnte se iwwer de Schwenkbrootefettischismus noch was lerne!“

Mit einem netten “Mercie“ auf den Lippen wechselte Schön blitzschnell die Straßenseite, bevor er noch eine viel zu dicke Lippe riskierte.

Drei Stunden später sah man Hilde und Gerda in der Pfalz. Sie lösten heimlich bei einem Discounter Abziehbildchen von Grillgutverpackungen, die sich in der Kühltheke stapelten.

“Mir sinn arisch gudd!“, flüsterte Gerda, als sie Hilde mit ihrem überbreiten Rücken abdeckte, so dass ihre Freundin die Aktion: Abziehbildcheklau in Ruhe ausüben konnte. Es war mittlerweile nicht der einzige Laden in der Pfalz, den die beiden Freundinnen bislang von einer bestimmten Discounterkette aufsuchten.

Ein schlichtes „Hm!“ gab Hilde leise zum Besten.

„Hoffentlich krien mir nidd noch ähns uff de Deckel, weil mir die Punkte in de Palz…“, stöhnte Gerda nun nachdenklich gestimmt. Hilde unterbrach sie mit einem tierischen Hustenanfall. Blitzschnell griff sie nach einem Taschentuch und sorgte für das Verschwinden der Abziehbildchen in ihrer Handtasche.

Mit zwei kleinen Sprudelflaschen verließen sie die Discounterfiliale und freuten sich über ihre kriminellen Fähigkeiten am Welttag des Schwenkbratens.

„Jesses, daaaaaaaaas do hadd awwer aweil bei mir arisch fette Hitzewallunge ussgelöst!“, sagte Gerda als sie vor dem Auto stand und nach dem Schlüssel kramte.

„Ich dreh‘ gleich am Rädsche, wenn de dabba nidd uffschperst.“, antworte Hilde ziemlich genervt.

„Krimmelkuche noch ämol! Jetz hann mir zwei de Salaad. Die Zentralverriechelung geht nimmeh unn sowas passiert uns in de Palz!“, erwiderte Gerda energisch und drückte dabei wie wild auf dem Autoschlüssel herum.

„Gerda! Ich hann gleich gewusst, dass das do ä Schnapsidee iss, wenn wir Punkte in de Palz klaue gehn. Unn was mache mir aweil?“

„Denke!“

„Du und denke? A so ä Gliggsfall! Wo iss denn Dein kleener Freund?“

„Wie mein kleener Freund? Ich kann Dir beim beschte Wille nidd…“

„Mensch Gerda! Dein Handy! Ei wo haschte daas Ding?“
„Dehemm!“ antworte Gerda kleinlaut.

„Ich werd veriggt! Bei meinem iss die Kart leer und Deins iss Dehemm…“

„Bauz mich nidd aahn. Unn was mache mir jetz?“

„Ä Telefonzell suche!“, antworte Hilde mit einem ganz fiesen Augenaufschlag.

„Wo gebbts dann heit se Tach noch Telefonzelle?“

“Frieher war alles annaschd, aweil bin äbbeldänzisch, ob uns jemand hilft.“

„Wenn wir wieder Hemm wolle, dann müsse mir wohl oder iwwel ä Pälzer uffem Parkplatz anschwätze!“

„Saa nur. Jesses wie doof! Wer ich nur midd meinem Hinnere dehemm geblieb.“

„Du Jammerlabbe! Wer wollt denn in die Palz? Du doch! Hätt‘ ich mir daas nur nidd aangeduhn. Ich musst joo midd de erschte Vorsitzende des Schwenkbrooteclubs in die Palz fahre, um Abziehbildcha uffem Grillgut se klaue…“

„Joo ist gudd. Saa mol! Du sinn mir zwei jetz eigentlich Assilande?

“Hilde!”
.
©Corina Wagner, April 2012
Verbreiten, teilen, infizieren!

Ein Kommentar

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert